Zum elften Mal fand dieses Jahr das German Young Physicists’ Tournament (GYPT) statt. Der englischsprachige Wettbewerb hat inzwischen eine stolze Tradition von 11 Jahren, in denen stets das SFN aktiv und involviert war. Zunächst begannen die Wettbewerbsrunden dieses Jahr mit dem Regionalwettbewerb im Januar in Kassel. Hier ist das SFN mit zwei Teams angetreten. Beide Teams konnten erfolgreich die nächste Wettbewerbsrunde erreichen. Dabei hatte das SFN-Team „Luftwiderstand ignorieren wir“ bestehend aus Duru Kara, Tamina Heuer und Jan-Peter Küllmar den ersten Platz erreicht. Dabei hatte sich Duru mit der Möglichkeit der Materialerkennung mit Hilfe eines Schwingkreises auseinandergesetzt. Tamina hat mit einer selbstgebauten Farbstoffsolarzelle gearbeitet und Jan-Peter hat sich die Physik hinter dem Phänomen des „Ruler Tricks“ angesehen. Das SFN-Team „π=3“ aus Jan Schwarze und Biarne Valentin hat den zweiten Platz erzielt. Biarne hatte sich die schwierige Aufgabe ausgesucht eine magnetische Levitation unter der Verwendung von Wirbelströmen zu erzeugen. Jan hingegen versuchte die maximale Höhe einer sogenannten Ping Pong Rakete sowohl theoretisch als auch experimentell zu ermitteln. |
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Der Bundeswettbewerb fand, wie es inzwischen Tradition ist im Physiktagungszentrum der Deutschen Physikalischen Gesellschaft in Bad Honnef vom 01.03.-03.03 statt. Nach einem Kennenlernen der Räumlichkeiten des sogenannten „Hogwarts der Physik“ – so nennt man scherzhaft das Gebäude– am Freitag, ging es am Samstag richtig los. An diesem Tag ging der Wettbewerb in die heiße Phase und es musste präsentiert und diskutiert werden. Unsere Teams haben sich gut geschlagen jedoch reichte es am Ende leider nicht für einen Einzug ins Finale oder für ein Weiterkommen in die nächste Wettbewerbsrunde. An diesem Wochenende konnten unsere Teilnehmenden soziale Kontakte knüpfen und physikalischen Gespräche mit gleichgesinnten aus der ganzen Bundesrepublik führen, wie es sonst kaum möglich ist. An keinem Ort der Bundesrepublik sind wohl so viele physikinteressierte Jugendliche zu finden wie an diesem Wochenende in Bad Honnef. Auch wenn für das SFN dieses Jahr der Wettbewerb nicht international geworden ist, drücken wird dennoch den nationalen Teams für den IYPT und AYPT die Daumen. |
Viktoriia Panchenko (18), die im April 2022 mit ihren Eltern von Nowa Kachowka in der Ukraine nach Kassel flüchtete, hatte bereits Anfang 2023 als Mitglied eines Teams des Schülerforschungszentrums Nordhessen an der deutschlandweiten Physikmeisterschaft German Young Physicists‘ Tournament teilgenommen und ab September 2023 ein viermonatiges Praktikum beim SFN absolviert. Ihre wertvolle Arbeit kann sie nun als Werkstudentin bis zum Sommer 2024 fortführen.
Nach Ansicht von Philipp Imhof, der im Februar 2024 die Leitung des Schülerforschungszentrums Nordhessen (SFN) übernommen hat, leistet das Zentrum einen enormen Beitrag zur Integration geflüchteter Kinder und Jugendlicher: „Die Idee, das SFN als Integrations-Tool zu nutzen, ist auf allen Ebenen ideal: Die jungen Menschen können sich sowohl sprachlich als auch schulisch und persönlich entwickeln und dadurch neue Zukunftschancen aufbauen. Im ersten Schritt brauchte es allerdings eine Brücke, damit MINT-begeisterte Schülerinnen und Schüler ihren Weg ins SFN finden. Mit Viktoriia in unserem Team hatte das Projekt schließlich eine Brückenbauerin gefunden. Sie hilft nicht nur bei der Kontaktaufnahme, sondern begleitet die Kinder und Jugendlichen auch bei der Konzeption und Umsetzung ihrer Projekte, unterstützt bei sprachlichen Barrieren und gibt Rat in persönlichen Integrationsfragen. Dank ihres Einsatzes erblühen nicht nur neue Projekte im SFN – sie ist Mentorin, Lehrerin und Freundin, die die Kinder in vielen Lebenslagen unterstützen kann.“
Auch Natalia Dianova, Projektleiterin für Internationale Bildungs- und Integrationsprojekte bei Wintershall Dea, hebt die erfolgreiche Umsetzung der Projektidee hervor: „Gelungene Integration bedeutet, sich einer Gemeinschaft zugehörig zu fühlen. Mit Unterstützung der Wintershall Dea startete das SFN 2023 das Projekt, um Kindern und Jugendlichen mit Fluchterfahrung dieses Gefühl zu ermöglichen und sie über die Arbeit an Forschungsprojekten in ihrer Integration zu unterstützen. Tatsächlich können wir bereits ein Jahr nach Projektstart sehen, dass diese Herangehensweise die richtige ist. Nicht nur Viktoriia hat durch ihr Praktikum einen passenden Ansatz für sich gefunden, mit ihrer Hilfe sind bereits sieben weitere ukrainische Forschertalente zu begeisterten SFNlern geworden.“
Im weiteren Gespräch mit Wintershall Dea erzählt Viktoriia, wie sie als Werkstudentin ukrainische Schülerinnen und Schüler bei ihren Projekten unterstützt und gleichzeitig ihre eigenen Zukunftspläne verfolgt.
WD: Liebe Viktoriia, bei unserem letzten Gespräch vor sechs Monaten stand Dir das Praktikum noch bevor und heute bist Du im SFN als Werkstudentin tätig. Was waren Deine Aufgaben?
Viktoriia: Meine Aufgabe war zu Beginn, Werbung bei unserer speziellen Zielgruppe für das SFN zu machen und den ukrainischen Schülerinnen und Schülern den Weg hierher zu zeigen, denn wir wollten unser Projekt bekannt machen. Ich habe am ersten Tag eine Anzeige in einen Chat für ukrainische Menschen in Kassel geschrieben, um sie über das Zentrum zu informieren. Schon am gleichen Tag habe ich positive Rückmeldungen von einigen Eltern bekommen. Ich habe auch Mails an fast alle Schulen in Kassel geschrieben und zudem einen Flyer erstellt und ein Video mit einer Führung durch das SFN übersetzt. Schon ab der zweiten Woche kamen die Kinder mit ihren ersten Ideen und ich konnte sie persönlich begrüßen und ihnen alles zeigen
WD: Und wann hast Du dann mit der Betreuung der ersten Projekte angefangen?
Viktoriia: In der zweiten Woche kam eine Frau mit ihrer Tochter, die sich für Biologie interessierte. Das war mein erstes Projekt, das ich begleiten durfte. Ich hatte in der Ukraine bereits Organisationen, die dem SFN ähnlich sind, bei Workshops unterstützt sowie Teams und einzelne Personen auf Wettbewerbe vorbereitet. Aber ganze Projekte zu begleiten, war für mich eine neue Erfahrung. Auch die Altersspanne der Teilnehmenden im SFN ist groß. Der Jüngste ist neun Jahre alt, er geht in den Kids Club. Die älteste Teilnehmerin ist 17 Jahre alt.
WD: Welche Herausforderungen hattest Du hier zu bewältigen?
Viktoriia: Generell ist die Arbeit mit Kindern herausfordernd, vor allem, wenn sie Fluchterfahrung haben. Einige von ihnen sind nicht mit der ganzen Familie da, manchmal ist nur die Mutter hier und der Vater in der Ukraine geblieben. Daher muss ich nicht nur eine gute fachliche Betreuerin sein, sondern auch ein bisschen Psychologin und Freundin. Am schwersten aber war es für mich, die SFN-Mitarbeitenden zu duzen. In meiner Kultur ist das absolut nicht üblich und die ersten Monate war das wirklich schwer für mich.
WD: Und was hat Dir bei Deinem Praktikum beim SFN besonders gefallen?
Viktoriia: Generell finde ich das Konzept sehr gut. Hier ist ein Ort, an dem Kinder all ihre wissenschaftlichen Träume und Ideen realisieren können, es gibt fast keine Grenzen. Und die Freiheit, die das SFN dabei bietet, gefällt mir ganz besonders.
WD: Mittlerweile bist Du beim SFN als Werkstudentin eingestellt. Wie kam es dazu?
Viktoriia: Solange ich hier in Kassel bin und Zeit habe, möchte ich die Kinder und ihre Projekte weiter betreuen, ich konnte sie nach meinem Praktikum nicht einfach allein lassen. Während meines Praktikums konnte ich die Projekte täglich betreuen und jetzt bin ich dienstags und donnerstags hier und unterstütze überall, wo ich gebraucht werde.
WD: Worin besteht Deine Arbeit hier? Wie kannst Du die Kinder und Jugendlichen unterstützen?
Viktoriia: Wenn, z. B. ein Kind Interesse an Biologie hat und Spinnen untersuchen möchte, aber noch nicht viel darüber weiß, setzen wir uns zusammen und besprechen, wie das Projekt aussehen könnte. Ich gebe ihnen Informationen und kann sie auch in sprachlicher Hinsicht unterstützen, denn manche Kinder sind erst seit September in Deutschland. Die Arbeit mit diesen Kindern beinhaltet auch, sie in allen Aspekten zu unterstützen. Ich weiß genau, wie schwer es ist, sich in einem fremden Land zu integrieren, Deutsch zu lernen und in der Schule zurechtzukommen.
Darüber hinaus habe ich mich auch darüber informiert, an welchen internationalen oder ukrainischen Wettbewerben die Kinder teilnehmen könnten. In der Ukraine gibt es z.B. einen Forschungswettbewerb der Juniorakademie der Wissenschaften, sehr ähnlich dem Jugend forscht in Deutschland. Ich habe vor einigen Jahren diesen Wettbewerb gewonnen und dadurch die Möglichkeit erhalten, an internationalen Wettbewerben teilzunehmen. Jetzt möchte ich den Kindern, die hier sind, das auch ermöglichen, obwohl sie nicht in der Ukraine sind.
WD: Konntest Du in dieser Zeit auch Deine eigenen Interessen vertiefen oder erweitern?
Viktoriia: Ja, auf jeden Fall! Denn ich habe mich früher nur mit Projekten zum Thema Ökologie beschäftigt. Und jetzt begleite ich solche, die sich eher mit Biologie und Biochemie auseinandersetzen und habe gemerkt, dass mich diese Themen wirklich sehr interessieren. Mit jedem Projekt, das ich betreue, lerne ich etwas Neues. Eine SFN-Schülerin forscht z. B. daran, wie ein Gecko mit seinen Füßen an den Wänden klebt und dadurch, dass ich sie betreue, lerne ich viel über Physik.
WD: Hat Dir die Zeit hier auch bei der Verbesserung Deiner Deutschkenntnisse geholfen?
Viktoriia: Ja! Ich kenne jetzt sehr viele neue Wörter und bin mir nicht mal sicher, ob ich diese überhaupt in meiner Muttersprache kenne. Mein Praktikum hier hat mir enorm dabei geholfen, meine Sprachprüfungen zu bestehen. In der Prüfung hatte ich nebenbei erwähnt, dass ich ein Praktikum im SFN mache und danach haben wir uns nur noch über das Thema unterhalten, weil der Prüfer das so interessant fand. Die mündliche Prüfung zum C1-Zertifikat habe ich jetzt bereits bestanden und muss nur noch den schriftlichen Test machen.
WD: Herzlichen Glückwunsch! Das freut uns sehr zu hören! Deine Arbeit hier als Werkstudentin endet zum Ende des Schuljahres. Wie geht es dann weiter? Du sagtest beim letzten Interview, Du kannst keine großen Pläne für die Zukunft machen. Hat sich daran etwas geändert?
Viktoriia: Mit meinen Studienplänen ist es ein bisschen komplizierter. Die Anzahl von Universitätsplätzen für ausländische Studierende ist gering. Besonders für Biochemie und Biotechnologie gibt es selbst für Studierende mit deutschem Pass nur sehr wenige Plätze. Aber ich versuche es weiter. Ich würde gerne nach Hamburg gehen, das ist mein Favorit. Aber ich habe mir mehrere Universitäten angesehen und bewerbe mich überall, wo ich einen Platz bekommen könnte, so ist für mich auch die Universität Göttingen in der engeren Auswahl. An der ukrainischen Universität, an der ich online studiere, bin ich bereits im vierten Semester. Klar, ich habe eine Vorstellung davon, was ich möchte, aber ich weiß nicht, was mit mir in ein paar Monaten oder einem halben Jahr sein wird, daher kann ich für mich keine großen Pläne machen. Jetzt bin ich einfach froh, dass ich hier arbeite und gemeinsam mit den Kindern Pläne für ihre Projekte machen kann. Ich hoffe, dass sie noch dieses Jahr an Wettbewerben teilnehmen können.
WD: Liebe Viktoriia, dafür drücken wir die Daumen. Vielen Dank für diesen interessanten Einblick in die Projekte und in Deine Arbeit beim SFN. Dir und den Kindern und Jugendlichen wünschen wir das Beste für Euren weiteren Weg!
Über das Projekt:
Seit 2016 sponsert Wintershall Dea das Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN), das Schülerinnen und Schüler aus Kassel und Umgebung eigenständiges Arbeiten an Forschungsprojekten ermöglicht. 2023 startete das Unternehmen die Förderung eines Projekts speziell für Kinder und Jugendliche mit Fluchterfahrung. Dabei werden sie neben der Arbeit an Forschungsvorhaben in ihrer Integration in Deutschland unterstützt. Seit 2024 hat die Wintershall Dea Stiftung für Demokratie und Vielfalt die Förderung des SFN-Integrationsprojekts übernommen.
* Das Interview mit Viktoriia Panchenko wurde auf Deutsch geführt und für die bessere Lesbarkeit redaktionell bearbeitet.
Überwältigender Erfolg für SFN-Teams beim Regionalwettbewerb Jugend Forscht und Schüler experimentieren
Am Samstag, den 10.2.2024, fand bei SMA in Sandershausen der Regionalwettbewerb Hessen Nord des Schülerwettbewerbs Jugend forscht und der Jugendsparte Schüler experimentieren statt. Es waren sieben Teams aus dem SFN dabei.
Bei Schüler experimentieren haben drei Teams aus dem SFN teilgenommen. Die elfjährige Tyra erreichte bei ihrer ersten Teilnahme mit ihren selbst hergestellten Dünger einen ausgezeichneten dritten Platz. Julius und Christian erreichten mit ihrer Arbeit zur Erstellung eines Katalogs von Bildern von Pflanzenpollen mit dem Raster-Elektronenmikroskop sogar den ersten Platz und qualifizierten sich damit für den Landeswettbewerb. Ebenfalls mit dem ersten Platz wurde Robin für sein Projekt zur Vermessung von Mondkratern ausgezeichnet. Natürlich qualifizierte auch er sich damit für den Landeswettbewerb.
Alle vier Jufo-Teams des SFN (Moritz: Programmierung eines interaktiven Roboterarms; Annika: klimafreundliche Heizung; Lilly: regionalisierte Klimasimulation mit Kipppunktsimulation mit Deep Learning; Tom: Gebärdensprachen-Roboterhand) wurden mit dem ersten Platz ausgezeichnet und erhielten damit auch die Qualifikation zum Landeswettbewerb.
SFN: MINT-Forschung fördert Integration
Sieben Jugendliche aus der Ukraine können durch die Unterstützung der Wintershall Dea Stiftung für Demokratie und Vielfalt ihre eigenständigen Forschungsprojekte am Schülerforschungszentrum Nordhessen (SFN) durchführen. Betreut werden die 12- bis 18-jährigen Nachwuchsforscher:innen von Viktoriia Panchenko und Vladislav Spurgyash, die ebenfalls aus der Ukraine stammen und am SFN ein Praktikum absolvierten. Wir führten ein Gespräch mit den Jugendlichen und ihren Tutoren, bei dem sie uns ihre Forschungsprojekte vorstellen und ihre Zukunftspläne mit uns teilten.
WD: Wie seid ihr zum SFN gekommen, wie habt ihr davon erfahren?
Kseniia: Viktoriia und Vladislav sind in unsere Integrationsklasse im Goethe-Gymnasium gekommen und haben vom SFN erzählt. Auch meine Biologielehrerin erzählte mir davon.
Kristina: Ich war zuerst im FutureSpace und bin dann zum SFN gekommen, weil meine Freundin hier ein Forschungsprojekt machte.
Artem: Ich kam in den Osterferien 2022 zum ersten Mal zum SFN zum Scratch-Programmieren, nachdem meine Mutter davon gehört hatte.
WD: Was hat euch besonders gefallen, warum verbringt ihr hier eure Freizeit?
Kateryna: Ich mag Biologie und Chemie, ich finde das interessant. Und hier kann ich auch meine Deutschkenntnisse verbessern.
Daniil: Ich bin wegen der Atmosphäre hier. Im SFN kann ich meine Ideen umsetzen und meine Freizeit mit Freunden verbringen.
WD: Wie oft kommt ihr hierher, um an euren Forschungsprojekten zu arbeiten?
Viktoriia: Die Schüler:innen sind mindestens 2-mal pro Woche nach der Schule hier. Das hängt von den Schulaufgaben oder von ihren Hobbys ab. Daniil, z. B., muss täglich zum Hockeytraining. Kristina und Kseniia sind jetzt in einer normalen Klasse und lernen alle Fächer auf Deutsch, da kann ich sie auch unterstützen. Sie mögen es außerdem, gemeinsam im SFN zu kochen, dann sind sie gleich vor Ort und können an ihren Forschungsprojekten weiterarbeiten.
WD: Habt ihr denn bereits eine Idee, in welchem Beruf ihr später arbeiten möchtet?
Kseniia: Ich möchte Zahnärztin werden.
Kateryna: Ich möchte genetische Ingenieurin werden.
Andrii: Ich habe mich noch nicht entschieden, vermutlich etwas mit Biologie, Chemie oder Programmieren.
Artem: Ich möchte Programmierer, Architekt oder Chirurg werden.
Daniil: Ich habe noch nicht darüber nachgedacht aber vielleicht etwas in Richtung Sport und Psychologie. Ich spiele für die Kassel Huskies.
WD: Vielen Dank für diese Einblicke, nun sind wir sehr auf eure Forschungsprojekte gespannt.
Projekt „Biokunststoff“
Copyright: Wintershall Dea/Milan Soremski
Kseniia Vsoltseva, 16 Jahre, aus Donezk und Kristina Umanska, 12 Jahre, aus Kiew.
Kseniia und Kristina haben bereits zwei Projekte im SFN umgesetzt und arbeiten nun an ihrem dritten. Das erste Projekt befasste sich mit Regenerationsprozessen bei Würmern unter verschiedenen Bedingungen. Beim zweiten erforschten sie zusammen mit Daniil Kozlov das Pflanzenwachstum im Weltraum und entwickelten ein System, in dem Pflanzen unter den Bedingungen der Schwerelosigkeit wuchsen. Das aktuelle Projekt dient zur Herstellung von "Biokunststoff" auf Basis von Bioresten. Dieser soll sich für den Gebrauch im täglichen Leben eignen, z.B. für die Herstellung von Haushaltsgegenständen.
Kristina: Beim ersten Versuch war das Produkt gerissen, mehrmals veränderten wir die Rezeptur. Wir haben Speisestärke, Wasser, Säure und Glycerin in verschiedenen Proportionen gemischt und die grüne Lebensmittelfarbe für bessere Sichtbarkeit hinzugegeben.
Kseniia: Bei der dritten Probe war es schon wesentlich besser, aber wir sind noch nicht ganz zufrieden.
Projekt „Bioplastik“
Copyright: Wintershall Dea/Milan Soremski
Kateryna Dokuchaeva, 16 Jahre, aus Cherson.
Kateryna arbeitet an einer umweltfreundlichen Alternative zu Plastiktrinkhalmen und Deckeln von Kaffeebechern. In ihrer Forschung möchte sie eine Alternative entwickeln, die sich durch Umweltfreundlichkeit, Kosteneffizienz und Praktikabilität auszeichnet, um sowohl die Bedürfnisse der Nutzer als auch die ökologischen Anforderungen zu berücksichtigen.
Kateryna: Plastikstrohhalme werden bereits durch Papierstrohhalme ersetzt, sind aber unpraktisch. Ich möchte ein neues Polymer bzw. einen neuen Biokunststoff dafür erfinden, dazu brauche ich Chemiekenntnisse. Die erste Probe baute auf der Basis von Kaffeesatz und Natrium-Alginat auf. Aber was ist, wenn die Leute ihre Getränke nicht aus altem Kaffeesatz trinken wollen? Ich habe dann weiter recherchiert und habe Kalzium-Alginat aus Natrium-Alginat und Kalzium-Chlorid synthetisiert. Jetzt warte ich, bis es trocknet, damit ich Strohhalme daraus machen kann.
Projekt „Wundverband aus Spinnweben“
Copyright: Wintershall Dea/Milan Soremski
Katerina Medvedieva, 14 Jahre, aus Charkiw und Andrii Birdeniuk,13 Jahre, aus Odessa.
Katerina und Andrii möchten einen umweltfreundlichen Wundverband entwickeln, unter Verwendung von Spinnweben als antibakteriellem Material. Anfangs konzentrierte sich ihre Forschung auf verschiedene Eigenschaften von Spinnweben, wie Elastizität oder Feuerfestigkeit. Währenddessen stellten sie die antibakteriellen Eigenschaften von Spinnweben fest. Diese Entdeckung motivierte sie dazu, einen biologischen Verband zu entwickeln.
Andrii: Um den Planeten nicht zuzumüllen, versuchen wir ein Biopolymer aus dem Spinnennetz zu machen und den natürlichen Klebstoff der Spinnnetze zu nutzen.
Katerina: Wir halten die Spinnen im Aquarium. Wir haben die Spinnnetze auf Stärke mit dem elektronischen Mikroskop untersucht und eine mikrobiologische Lösung hergestellt.
Projekt „Biosphäre“
Copyright: Wintershall Dea/Milan Soremski
Daniil Kozlov, 15 Jahre, aus Odessa.
Daniil hat sein Projekt gemeinsam mit Kristina und Kseniia am SFN gestartet, in dem sie das Wachstum von Pflanzen im Weltraum simuliert haben. Derzeit leitet er das Projekt eigenständig und plant, seine Forschung zu erweitern, indem er sich auf die Untersuchung anderer Parameter konzentriert, die das Pflanzenwachstum im Weltraum beeinflussen. Daniil hat dafür eine bestehende Biosphäre von einem anderen Team übernommen und plant Untersuchungen mit Ameisen.
Daniil: Diese Biosphären werden einmal gegossen und dann verschlossen. Die Pflanzen müssen dann selbst weiterwachsen und sich entwickeln. Dabei stelle ich mir die Fragen, wie dort essbare Pflanzen wachsen oder wie wir andere Planeten bewohnen können? Um diese Erkenntnisse zu gewinnen, muss ich alles sehr genau dokumentieren, wie ein echter Forscher.
Projekt „Solar-Flugzeug“
Copyright: Wintershall Dea/Milan Soremski
Artem Kolotenko, 11 Jahre, aus Kiew.
Artem beschäftigt sich mit Programmierung und hat großes Interesse am Flugzeugbau. Während der Herbstferien 2023 nahm er im Rahmen der sogenannten Codeweek an einem Game-Jam teil, bei dem die Teilnehmenden in Begleitung von SFN-Betreuern und einem Ansprechpartner vom Fraunhofer Institut ihr eigenes Computerspiel programmierten. Artem nimmt zudem aktiv am Leben des SFN teil, z. B. spielte er beim Neujahrskonzert Klavier.
Artem: Ich baue ein Solar-Flugzeug, weil ich zeigen möchte, dass Flugzeuge auch ohne Gas oder Kerosin fliegen können, damit die Umwelt nicht verschmutzt wird.
Nach Ansicht von Philipp Imhof, Leiter des SFN, bringen die jungen Forscher:innen aus der Ukraine viel Leben ins SFN und begeistern mit interessanten Ideen und neuen Perspektiven: "Wir sind stolz darauf, jungen Talenten eine Plattform für ihre eigenständigen Forschungsprojekte zu bieten. Ihr Enthusiasmus und ihr Engagement für Wissenschaft und Technologie sind inspirierend und zeigen das Potenzial der nächsten Generation. Sie setzen sich hohe Ziele und streben danach, sowohl in naher als auch in ferner Zukunft."
Auch Natalia Dianova, Projektleiterin für Internationale Bildungs- und Integrationsprojekte bei Wintershall Dea, lobt die erfolgreiche Umsetzung der Integrationsprojekte beim SFN: "Es ist absolut inspirierend, den Forschungsdrang dieser jungen Menschen und ihre Forschungsprojekte zu sehen. Durch unsere Zusammenarbeit mit dem SFN möchten wir Bildung und Innovation fördern und dazu beitragen, dass diese Jugendlichen ihre Visionen verwirklichen können. Wir sind gespannt darauf, wie ihre Projekte die Zukunft prägen und einen positiven Einfluss auf unsere Gesellschaft haben werden."
* Das Interview mit den ukrainischen Schüler:innen wurde auf Deutsch geführt und für die bessere Lesbarkeit redaktionell bearbeitet.