Kurzfassung von Teil 1

Zentrale Aussagen von Teil I des vierten UN-Klimareports

 

Mit größerer Sicherheit als je zuvor listet der vierte UN-Klimareport Ursachen und Folgen des vom Menschen verstärkten Treibhauseffekts auf. Teil I des Berichts wurde im Februar in Paris vorgestellt. Er beschreibt die Ursachen der Klimaänderungen und trifft anhand von Simulationen Aussagen über mögliche Entwicklungen der Zukunft. Zentrale Aussagen von Teil I sind:

 

Der Kohlendioxid-Gehalt der Atmosphäre ist seit 1750 um mehr als ein Drittel gestiegen: von 280 ppm (parts per million, Teile pro eine Million Teile) auf 379 ppm im Jahr 2005. Das ist der höchste Wert seit 650 000 Jahren.

Die Temperatur ist seit dem Beginn der Aufzeichnungen Mitte des 19. Jahrhunderts weltweit um 0,74 Celsius gestiegen.

Der Temperaturanstieg der vergangenen 50 Jahre ist doppelt so hoch wie die der vergangenen 100 Jahre. Die Arktis hat sich doppelt so stark erwärmt wie im globalen Mittel.

Elf der vergangenen zwölf Jahre finden sich unter den zwölf wärmsten seit dem Beginn der Aufzeichnungen um 1850.

Die Ozeane haben sich seit den 1960er Jahren bis in eine Tiefe von 3000 Metern erwärmt. Die Weltmeere haben bislang etwa 80 Prozent der Wärme aufgenommen, die dem Klimasystem zusätzlich zugeführt wurde.

Der Meeresspiegel ist im 20. Jahrhundert um 17 Zentimeter gestiegen, seit 1993 steigt er durchschnittlich um etwa 3 Millimeter pro Jahr.

Die Temperaturen der oberen Lagen des Permafrostbodens in der Arktis haben seit den 1980er Jahren um bis zu drei Grad Celsius zugenommen.

Die schneebedeckte Fläche hat seit 1980 um etwa 5 Prozent abgenommen.

Die Häufigkeit heftiger Niederschläge hat zugenommen.

Es gibt zahlreiche Hinweise darauf, dass die Intensität tropischer Stürme im Nordatlantik zugenommen hat. Dies geht einher mit höheren Oberflächentemperaturen der tropischen Meere.

Satelliten- und Ballonmessdaten zeigen, dass sich nicht nur die bodennahen, sondern auch die höheren Luftschichten erwärmen.

Selbst wenn die Konzentration der Treibhausgase im Jahr 2000 auf dem damaligen Stand eingefroren worden wäre, wäre ein Temperaturzuwachs von 0,1 Grad Celsius pro Jahrzehnt zu erwarten.

Der IPCC hat sechs Szenarien berechnet. Im günstigsten Fall (B1- Szenario) steigt die Durchschnittstemperatur der Jahre 2090 bis 2099 um 1,8 Grad Celsius (1,1 bis 2,9 Grad) im Vergleich zum Zeitraum von 1980 bis 1999. Im schlimmsten Fall (A1FI-Szenario) sind es 4 Grad (2,4 bis 6,4 Grad).

 

 

Weitere Infos: 

 

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Zusammenfassung von Teil I des Berichts: www.ipcc.ch/SPM2feb07.pdf

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Der UN-Klimabericht und die Folgen

Der UN-Klimabericht zeigt dem Menschen, wie verletzlich er ist

 

Hamburg/Brüssel (dpa) - Zu große Hitze lässt den Kreislauf des Menschen zusammenbrechen. Der steigende Meeresspiegel vertreibt ihn von Inseln und aus Küstensiedlungen. Stürme und Dürren zerstören seine Ernten, Starkregen viele Dörfer und Städte. Zudem kosten solche Folgen des Klimawandels viele Milliarden Euro. Der Mensch ist also an vielen Stellen verletzlich. Und am 6. April wird ihm die Arbeitsgruppe II des UN-Klimarates zeigen, wie sehr. Dann stellen die Forscher in Brüssel den zweiten Teil ihres aktuellen Klimareports vor. Das mit Spannung erwartete Papier hat die Auswirkungen des Klimawandels zum Thema, die möglichen Anpassungen daran - und eben die «Verletzlichkeit des Menschen».

 

Seit der erste Teil des insgesamt vierten UN-Klimareports Anfang Februar alle vernünftigen Zweifel an dem vom Menschen verstärkten Treibhauseffekt vom Tisch fegte, hat sich die Bühne für den Auftritt von IPCC-Direktor Rajendra Pachauri deutlich gewandelt. Er kann sich der Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit, der Presse und der Politik sicher sein. Der Erde droht bis Ende des Jahrhunderts im schlimmsten Fall eine Zunahme der Temperatur um bis zu 6,4 Grad Celsius.

 

Viele Resultate und Argumente der IPCC-Forscher (Intergovernmental Panel on Climate Change, zwischenstaatlicher Rat für Klimawandel) sind seit Jahren die selben: Treibhausgase wie Kohlendioxid (CO2) und Methan halten eingestrahle Sonnenwärme auf der Erde zurück und erhitzen die Atmosphäre - mit potenziell katastrophalen Folgen. UN- Generalsekretär Ban Ki Moon sieht im Klimawandel eine ebenso große Bedrohung wie in Kriegen.

 

Aus Vorabversionen des zweiten Teils wurde bekannt, dass sich die Konsequenzen der globalen Erwärmung selbst mit einer deutlichen klimapolitischen Wende nur noch mildern lassen. Der Klimarat rechnet demnach mit mehr Todesfällen, Verletzungen und Erkrankungen durch Hitzewellen, Überschwemmungen, Stürme, Waldbrände und Dürren. Eine Erwärmung um 0,6 Grad Celsius bis zum Jahr 2100 sei unabwendbar, schnelles Umsteuern dringend nötig, um eine noch stärkere Temperaturzunahme abzuwenden. Grundlage der Analyse sind etwa 30 000 Datensätze aus den vergangenen 20 Jahren. Damit fußt auch der zweite Teil des Reports auf einer breiten Datengrundlage - wie zuvor bereits Teil I. Die endgültige Fassung wird erst unmittelbar vor der Veröffentlichung am 6. April beschlossen.

 

Auch Deutschland drohen empfindliche Konsequenzen. Die Klimaexperten Friedrich-Wilhelm Gerstengarbe und Peter Werner vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) erwarten trocken- heiße Sommer und warm-feuchte Winter. Laufe der Treibhausgasausstoß weiter wie bisher, seien insbesondere im niederschlagsarmen Osten Wasserprobleme garantiert. Dem PIK-Experten Wolfgang Cramer zufolge war bereits der Hitzesommer 2003 mit 30 000 Hitzetoten europaweit zu einem gewichtigen Teil durch den Klimawandel bedingt.

 

Die Forscher wiederholen ihre immer ähnlich lautenden Warnungen zwar seit vielen Jahren, aber auf der wirklich großen politischen Bühne angekommen ist der Klimawandel erst seit ein paar Monaten. Die Hoffnung ruhen derzeit auf dem G8-Gipfel in Heiligendamm im Juni: Dort können die Regierungen der reichen Länder einschneidende Einsparungen beschließen. Viele Forscher glauben, dass sich der Temperaturzuwachs noch auf zwei Grad Celsius begrenzen lässt, eine kritische Größe. In den nächsten rund 15 Jahren müsse dafür aber das Maximum des CO2-Ausstoßes erreicht werden - um von da an deutlich verringert zu werden.

 

Diesen langfristigen Plänen stehen indes andere langfristige Interessen entgegen. Allein in Deutschland sind derzeit 53 große Kraftwerke mit einer Leistung von mehr als 20 Megawatt geplant oder befinden sich bereits im Bau. 42 von ihnen verbrennen Erdgas, Stein- oder Braunkohle, berichtet der Verband der Elektrizitätswirtschaft (VDEW) in Berlin. Solche Kraftwerke sind - wie überall sonst auf der Welt - für eine Laufzeit von mehreren Jahrzehnten ausgelegt. Sie setzen große Mengen CO2 frei.

 

Von Thilo Resenhoeft, dpa