Die Erde hat einen Zwilling...jedenfalls fast...

 
Nach vierjähriger Messung wurde im System Alpha Centauri (sonnennächster Stern, 4,3 Lichtjahre entfernt) ein Planet entdeckt, der in etwa die Masse und die Größe unserer Erde besitzt. Alpha Centauri ist ein Doppelsternsystem, das nur in einem Fernrohr getrennt gesehen werden kann. Die beiden Sonnen A und B umkreisen sich in knapp 80 Jahren in einem mittleren Abstand von etwa 3 Milliarden km. Beide Sterne sind etwa 6,5 Milliarden Jahre alt. Alpha Centauri A ist sonnenähnlich, während Alpha Centauri B etwas kleiner und kühler wie unsere Sonne ist.

Der neu entdeckte Planet umkreist den Stern B in 3,2 Tagen und einem Abstand von 6 Millionen km!

Zum System Alpha Centauri gehört noch ein dritter Stern, Proxima Centauri, der geringfügig näher zur Erde steht.

Die Entdeckung konnte gelingen, weil der Planet durch seine Schwerkraft den Stern B etwas hin- und herwackeln lässt....dieses Wackeln entspricht einer zusätzlichen Sternbewegung von 0,5 m/sec (langsamer als ein Fußgänger!) und musste aus viel stärkeren Signalen in einer vierjährigen Beobachtungszeit herausgelesen werden. U.a. zeigt der Stern "Sternflecken" (wie Sonnenflecken), die durch die Sterndrehung viel stärkere Geschwindigkeitdsschwankungen hervorrufen.
Die Messungen wurden an der europäischen Südsternwarte in La Silla in Chile am 3,6 m Teleskop mit HARPS gemacht. HARPS bedeutet "High Accuracy Radial Velocity Planet Searcher". Dies ist ein speziell für die Suche nach Exoplaneten entwickeltes Instrument, das kleinste Änderungen der Wellenlänge von Licht registrieren kann. Solche Wellenlängenänderungen entstehen, wenn sich eine Lichtquelle bewegt. Wir kennen einen entsprechenden Effekt, wenn ein Einsatzfahrzeug mit Sirene auf uns zu und an uns vorbeifährt. Hier hören wir eine Änderung der Tonhöhe. Die Physiker sprechen vom Dopplereffekt. Bei Licht beobachtet man eine Farbänderung, die aber nur mit extrem genauen Messinstrumenten registriert werden kann und für unser Auge nicht wahrnehmbar ist.

Insgesamt hat man bisher weit über 800 Exoplaneten bei anderen Sternen gefunden.

 
Leider umkreist der neu entdeckte Planet des Alpha Centauri Systems den Stern B nicht in der bewohnbaren Zone, sondern in sehr geringem Abstand, so dass auf ihm eine Oberflächentemperatur von etwa 1200 Grad Celsius herrschen wird. Ein Zwilling der Erde, von Größe und Masse her gesehen, aber nicht von der möglichen Bewohnbarkeit. Als bewohnbare Zone eines Sternes gilt der Bereich, innerhalb dem Wasser auf einem Planeten in flüssiger Form vorkommen kann.

 
Trotzdem ist diese Beobachtung ein gewaltiger Erfolg, denn der Nachweis erdgroßer Planeten bei anderen Sternen ist extrem schwierig. Und vielleicht findet man ja andere Planeten um Alpha Centauri B, die in der bewohnbaren Zone um ihren Stern kreisen. Eine Entfernung von gut 4 Lichtjahren lässt ein Informationsaustausch mit Radiosignalen durchaus möglich erscheinen, nur knapp 9 Jahre würden zwischen Frage und Antwort bei einem möglichen Kontakt liegen. Aber noch ist es nicht soweit, aber ein wichtiger Meilenstein in der Erforschung der Exoplaneten ist erreicht.
2016 soll ein neues Instrument am VLT (Very Large Telescope) in Betrieb genommen werden, mit dem endgültig der Einfluss von erdgroßen Planeten auf ihren Stern nachgewiesen werden kann, die weiter außen in der bewohnbaren Zone um ihre Sonne kreisen. Die Nachweisgrenze für die Wackelbewegung des Sternes liegt dann bei 10 Zentimeter pro Sekunde!

Weitere Informationan: www.eso.org  und www.pro-physik.de

 
Am Freitag gibt es aus aktuellem Anlass um 18.00 Uhr einen öffentlichen Vortrag im Schülerforschungszentrum Parkstr.16 über Exoplaneten : Wie findet man Planeten anderer Sterne?, Referent: Ilian Eilmes.  Bei schönem Wetter ist nach dem Vortrag auch die Sternwarte auf dem SFN geöffnet.