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Köln (dpa) - In nur 50 Kilometer Entfernung ist die Raumsonde Cassini am Saturnmond Enceladus vorbeigeflogen und hat spektakuläre Bilder zur Erde gesendet. Der im Durchmesser nur 500 Kilometer große Eismond interessiert die Forscher wegen seiner geheimnisvollen, riesigen Fontänen und dem Wasser, das unter seiner Eiskruste existiert. «Ich bin begeistert! Die Daten sehen ganz fantastisch aus», sagte Ralf Jaumann vom Berliner Instituts des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) nach einer Mitteilung vom Freitag. Cassini hatte den Mond am 12. März 2008 passiert und die Daten am 13. März zur Erde gefunkt.

Der Vorbeiflug an dem Saturnmond dauerte nur 100 Sekunden. Dennoch gelangen Cassini den Angaben zufolge Bilder von noch völlig unerforschten Bereichen der nördlichen Halbkugel des Eismondes. Sie zeigen, dass der Mond im Norden nicht so aktiv ist wie im Süden. «Im Norden gibt es vorwiegend ältere Eisflächen, auf denen wir Meteoriteneinschlagkrater finden», erläuterte Jaumann.

Im Süden des Mondes hingegen existieren Fontänen, die bis zu 750 Kilometer ins Weltall reichen - das ist 85 mal so hoch wie der Mount Everest. Warum das Wärmezentrum des Eismondes im Süden liegt, wissen die Forscher nicht. Ebenso unklar ist, woher der Mond seine Energie nimmt, denn er ist fast 1,5 Milliarden Kilometer von der Sonne entfernt. «Wir vermuten, dass die große Gravitationskraft des Riesenplaneten Saturn den Eismond regelrecht durchknetet», sagte Jaumann.

So wie Mond und Sonne durch ihre Schwerkraft die Wassermassen der Ozeane auf der Erde mit in Bewegung setzen, bewegt der Saturn demnach durch seine gewaltige Masse das Wasser im Inneren des relativ nahen Eismondes. Durch diese Bewegung entsteht Reibung, die ein Aufheizen des Mondes zur Folge hat. Allerdings zeigen die bisherigen Modelle über das Innenleben des Eismondes, dass die so entstehende Energie nicht ausreicht, um den Mond derart aufzuheizen.

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"There are two types of particles coming from Enceladus, one pure water-ice, the other water-ice mixed with other stuff," said Sascha Kempf, deputy principal investigator for Cassini's Cosmic Dust Analyzer at the Max Planck Institute for Nuclear Physics in Heidelberg, Germany. "We think the clean water-ice particles are being bounced off the surface and the dirty water-ice particles are coming from inside the moon. This flyby will show us whether this concept is right or wrong."

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Ergänzung vom 28.3.:

Enceladus hat Wärme, Wasser und organische Chemikalien

Zutaten für Rezept des Lebens auf dem Saturnmond Enceladus entdeckt 

Paris/Washington (dpa) - Der Saturnmond Enceladus enthält drei wichtige Zutaten für die Entstehung von Leben. «Enceladus hat Wärme, Wasser und organische Chemikalien - einige der essenziellen Bausteine für das Leben», sagte Dennis Matson vom Jet Propulsion Laboratory der US-Raumfahrtbehörde NASA in Pasadena (Kalifornien) am Mittwoch (Ortszeit). «Wir haben quasi eine Rezeptur für das Leben in unseren Händen, aber wir müssen jetzt noch die letzte Zutat finden, flüssiges Wasser.» Bislang wurden nur Eis und Wasserdampf direkt nachgewiesen, die Forscher vermuten aber flüssiges Wasser unter der Mondoberfläche. Die europäisch-amerikanische Raumsonde «Cassini» war am 12. März an Enceladus vorbeigeflogen und hat Spektralaufnahmen zur Erde gesendet.

Der Eismond von nur 500 Kilometern Durchmesser interessiert die Forscher schon lange, allein wegen seiner geheimnisvollen, riesigen Eisfontänen. Im Auswurf der Geysire entdeckten die Forscher nun Wasserdampf, Erdgas, Kohlenmonoxid, Kohlendioxid und komplexe Kohlenstoffverbindungen. Die Stoffe aus dem Inneren des Mondes ähnelten denen von Kometen, sagte Hunter Waite vom Southwest Research Institute in San Antonio (Texas).

Mit «Cassini»-Daten haben die NASA und die Europäische Weltraumagentur ESA nun eine neue Wärmekarte des Mondes erstellt. Demnach sind einige «Tigerstreifen» am Südpol des Mondes wärmer als gedacht. Bestimmte Regionen hätten eine Temperatur von minus 93 Grad Celsius, das sei wärmer als bislang gemessen und wesentlich wärmer als andere Regionen auf dem Mond. «Diese überraschend hohen Temperaturen machen es nun eher wahrscheinlich, dass es flüssiges Wasser nicht weit unter der Oberfläche gibt», erläuterte Waites Kollege John Spencer.

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