Seltene Planetenkonstellation und Alkohol zwischen den Sternen

Mit etwas Glück kann man Anfang Januar ein seltenes Himmelsschauspiel in der Abenddämmerung bewundern:

Am 7.1. sieht man zwischen 17 Uhr und 17.30 Uhr zwischen Süden und Südwesten eine Reihe aus drei Planeten: Jupiter, Saturn und, sehr selten zu sehen, Merkur. In diese Reihe gesellt sich die schmale Sichel des zunehmenden Mondes, während die dunkle Mondscheibe durch das Erdlicht schwach erleuchtet wird. Zwischen Mond und Jupiter, auf der Höhe von Merkur, sieht man einen hellen, in Kassel ebenfalls selten sichtbaren  Stern: Es ist Fomalhaut, der hellste Stern im Sternbild südliche Fische.  Fomalhaut ist ein sehr junger Stern, etwa doppelt so groß und schwer wie unsere Sonne. Seine Entfernung liegt bei 25 Lichtjahren.

2004 fotografierten die Mikrowellenteleskope von ALMA in Chile eine Wärmequelle, die Fomalhaut umkreist. Das galt als eines der ersten Bilder eines Exoplaneten. 2014 war das Objekt verschwunden. Vermutlich hatten die Teleskope die Wärmestrahlung eines riesigen Schutthaufens aus Geröll und Staub registriert, der sich inzwischen aufgelöst hat. So kann man sich täuschen.

 

Im Januar wird der Sternenhimmel im Südosten durch die markanten Wintersternbilder geprägt. Am bekanntesten ist der Orion, der Himmelsjäger. Vier Sterne bilden den Körper des Jägers, Rigel steht am rechten Fuß und Beteigeuze ist der linke obere Schulterstern.

Beides sind Riesensterne, der Radius von Beteigeuze (Entfernung 530 Lichtjahre) liegt bei 500 Millionen km, das ganze innere Planetensystem hätte in ihr Platz. Rigel ist da bescheidener, er hat gerade 10% des Durchmessers von Beteigeuze, er würde aber immerhin noch an die Bahn des Planeten Merkur reichen.

Auffällig sind die drei Gürtelsterne des Orion, deren Verbindungslinie nach links unten auf den hellsten Stern des Sternenhimmels, den Sirius im Sternbild „Großer Hund“, zeigt.

Unterhalb der Gürtelsterne bilden lichtschwache Sterne und ein wolkenartiges Gebilde das Schwertgehänge des Himmelsjägers.

Das kleine Wölkchen erweist sich im Fernrohr als gigantische Gas- und Staubwolke, die von jungen Sternen (den sog. Trapezsternen im Zentrum der Wolke) angestrahlt und zum Leuchten gebracht wird. Dieser 1350 Lichtjahre entfernte immerhin 30 Lichtjahre ausgedehnte Orionnebel ist Teil einer gigantischen Molekülwolke, die sich über das gesamte Orion-Sternbild erstreckt.

In solchen Molekülwolken bilden sich neue Sterne und Planeten. An den Oberflächen von Staubteilchen haben sich Eisschichten abgelagert, in denen Unmengen an organischen Substanzen eingefroren sind. Es gibt dort Aminosäuren, Blausäure und Alkohole.

Aus den Eis-Staub-Gemischen werden sich Kometenkerne bilden, die um die entstehenden jungen Sterne kreisen. Die meisten von ihnen verschmelzen zu Planeten, der Rest bringt später Wasser und organische Substanzen auf die Planeten zurück.

 

Rechts des rötlich leuchtenden Riesensternes Aldebaran (Entfernung 67 Lichtjahre) im Sternbild Stier steht eine V-förmige Gruppe junger Sterne, die Hyaden und rechts oberhalb davon  findet man den jungen Sternhaufen Plejaden, das Siebengestirn. Solche offenen Sternhaufen sind die Kinderstuben der Sterne. Auch der Orionnebel wird sich in Millionen von Jahren in einen offenen Sternhaufen umgewandelt haben.

Plejaden und Orionnebel zeigen uns Anfangszustände von Sternen. Die Riesensterne Rigel und Aldebaran sind alte, am Ende ihres Lebenszyklus angekommene Sterne. Die Sonne hat sich in etwa 5 Milliarden Jahren zu einem solchen Riesenstern aufgebläht, so dass die Gesteine der Erde schmelzen werden.

Alle Riesensterne schrumpfen dann wieder zu Erdgröße, sie werden zu einem Weißen Zwerg, glühen aus und erkalten. Der helle Stern Sirius im Großen Hund wird von einem solchen Weißen Zwerg umkreist.

Den auch an seinem Lebensende angekommenen Stern Beteigeuze erwartet aber ein anderes Schicksal. Solche massereichen Sterne können nicht zu Weißen Zwergen werden, sie kollabieren am Ende durch ihr eigenes Gewicht, wandeln den inneren Kern in einen Neutronenstern oder gar ein Schwarzes Loch um und schleudern die restliche Materie durch eine gewaltige Explosion (Supernova) in den Kosmos. Die Explosionswolke reichert die Umgebung mit schweren Elementen an und trägt somit zur Verbesserung der Entstehungsbedingungen für Planeten und Leben in der nächsten Sternengeneration bei.

 

Planeten im Januar:

Merkur: In der ersten Monatshälfte abends in der Dämmerung tief im SW

Venus: Wechselt vom Abend- zum Morgenstern, daher nicht sichtbar

Mars: Sonnenaufgang tief im SO

Jupiter: Im SSW abends noch gut zu sehen

Saturn: Verschwindet im SW in der Abenddämmerung

Sternkarten:

Sternenhimmel Mitte Januar mit Wintersternbildern gegen 20.00 Uhr in südöstlicher Richtung. (Bernd Holstein, AAK) mit eingezeichneten Mondpositionen

Abendhimmel am  7.1. gegen 17.00 Uhr     (Simulation mit Stellarium)

Hinweis und Angebot :

Aktuelle Informationen:

 täglich unter www.astronomiekassel.blogspot.com

Passend und ergänzend zum Artikel:

Online-Vortrag von KP Haupt am Fr, 7.1., 20.00 Uhr: Alkohol im Orionnebel und ein Planet, der verschwunden ist

Zugang: sfn-kassel.de/live

Jahresüberblick:

Im kommenden Jahr kann man wieder einige interessante Himmelserscheinungen beobachten:

Planetenkonstellationen:

Ab Mitte Januar bis in den Oktober hinein ist Venus als Morgenstern gut (Februar bis März im OSO) zu sehen.

Am 15.4. stehen die vier Planeten Jupiter, Venus, Mars und Saturn wie aufgereiht in der Morgendämmerung (6.00 Uhr, OSO).

Noch schöner wird der Anblick, wenn am 25.4. die schmale Sichel des abnehmenden Mondes dazu kommt. Da der Mond unterhalb der Ekliptik steht, wird er auch unter der Planetenlinie zu sehen sein.

Siehe hierzu auch die Sternkarte (Stellarium).

Mars beginnt seine Sichtbarkeit Anfang des Jahres am Morgenhimmel und ist dann ab  Herbst das prägende Objekt des ganzen Nachthimmels.

Oppositionen:

Saturn am 14.8.

Jupiter am 26.9.

Uranus am 9.11.

Mars am 8.12.

Planetenbedeckungen durch den Mond:

Der Mond bedeckt regelmäßig Sterne. Die Bedeckungen beginnen immer am linken Rand, da die Eigenbewegung des Mondes ihn von W nach O führt.

Sehr selten und mit freiem Auge toll zu beobachten ist die Marsbedeckung am 8.12.:

Am 8.12. ist Mars in Opposition zur Sonne und der Mond auch, bei ihm nennt man das Vollmond.

Die Bedeckung des Mars durch den Vollmond sieht man im WNW morgens zwischen 6.00 Uhr und 7.00 Uhr relativ nahe des Horizontes, aber gut zu beobachten.

Eine zweite seltene Bedeckung ist die des Planeten Uranus  am 14.9., hier wäre ein Fernglas hilfreich.

Um 23.30 Uhr verschwindet Uranus links hinter dem hellen Mondrand. Da abnehmender Mond ist, taucht Uranus eine Stunde später auf der dunklen Seite des Mondes plötzlich wieder auf.

Raumfahrt

Im August will die NASA die Raumsonde Psyche starten, die in eine Umlaufbahn um den metallischen Asteroiden 16 Psyche einschwenken soll.

Ende September startet eine neue Marsmission, ein Gemeinschaftsprojekt der ESA und der russischen Weltraumorganisation RosKosmos: ExoMars 2022. Ein neuer, in Europa gebauter, Marsrover soll zum Mars geflogen werden.

NASA und Roskosmos planen auch weitere, unbemannte, Mondmissionen.

Finsternisse (Text: J.Plum):

Das erste Ereignis ist eine totale Mondfinsternis am 16.Mai 2022, die zu mindestens bis zum Beginn der totalen Phase in Kassel und auch in ganz Deutschland zu beobachten sein wird. Der Eintritt des Mondes in den sichtbaren Halbschatten ist um ca. 04:00 Uhr MESZ, anschließend tritt der Mond um 04:27 Uhr MESZ in den Kernschatten der Erde ein. Schließlich um 05:27 Uhr MESZ geht dann der Mond mit ca. 95 % Kernschatten in Kassel unter. Je weiter im Südwesten man sich befindet, desto später tritt in Deutschland das Ereignis ein. Einschränkend gilt natürlich, dass in der extrem hellen Dämmerung ein total verfinsterter Mond nicht sichtbar ist.

 Im Herbst geht es mit einer partiellen Sonnenfinsternis am 25.Oktober 2022 weiter. Diese ist auch global partiell. In Kassel und Deutschland findet diese Sonnenfinsternis wieder günstig, in südlicher Richtung, statt, also für die Jahreszeit recht hoch am Himmel. In Kassel ist die Sonnenfinsternis mit 25% Flächenabdeckung FA ein ordentliches Stück markanter als die vergangene am 10. Juni. 2021 (13% FA). Dies reicht jedoch (immer noch) nicht um eine wahrnehmbare Abschwächung des Tageslichtes zu verursachen. Außerdem nimmt der Bedeckungsgrad nach Nordosten zu, weshalb auf Rügen maximal 35% Flächenabdeckung (in Deutschland) erreicht werden. Die Finsternis beginnt in Kassel um 11:10 MESZ, läuft dann auf ihr Maximum um 12:09 Uhr MESZ zu. Das Ende wird dann um 13:11 Uhr MESZ erreicht. Der Neumond berührt (scheinbar) die Sonnenscheibe auf ca. 12 Uhr und wandert nun nach links-unten, wo er auf ca. 09 Uhr die Sonnenscheibe wieder verlässt.

Meteorströme (Text: J.Plum)

Das Perseiden Maximum  am 13.8. findet leider in der Vollmondzeit statt.

Aber am frühen Morgen des 31.Mai 2022 - perfekt in Kombination mit einem Neumond  ist der normalerweise sehr schwache Meteorstrom der „Tau Herculiden“ zu sehen. Diese haben in diesem Jahr durch ein Auseinanderbrechen des Quellobjektes (Komet: Schwassman-Wachmann-3) einen regelrechten Meteorsturm im Gepäck! Denn laut vieler verschiedener Berechnungen der erfahrenen Meteorstrom-Astronomen, sowie im „Meteor Shower Calendar“ der „Internationalen Meteor Organisation“, wird am 31. Mai.2022 zwischen 06:55 bis 07:17 MESZ ein Ausbruch mit ZHR (Zenithal Hourly Rate) Werte zwischen 600 bis 100.000 (!) erwartet. Ab einer ZHR von > 1.000 spricht man im Fachjargon von einem Meteorsturm. Wenn man das gesamte Ereignis miterleben möchte, ist man in Europa auf den Azoren am besten aufgehoben. Wenn man allerdings alle Bedingungen zum Beobachten ideal haben will, ist Texas und Umgebung die beste Wahl. Es ist hier allerdings zu erwähnen, dass das Ereignis bis zu einige Stunden zeitverschoben  stattfinden kann. Dies könnte andere Orte  wie z.B. Mitteleuropa eine Beobachtung ermöglichen. Nur Vorsicht, diese Prognosen basieren auf einer nicht sehr umfangreichen Datenbasis, was im „worst Case“ auch zu einem kompletten Ausbleiben der Aktivitäten führen kann. 

Das Jahr wird komplettiert durch den Meteorstrom-Ausbruch der Leoniden am 19. November 2022. Die Leoniden sind der am besten beobachtete und dokumentierte Meteorstrom überhaupt, daher sind Ausbruch-Prognosen dieses Stromes sehr sicher bzw. zuverlässig. Die mit „sicher“ angegebene Prognosen sind bis jetzt mit einem Kalkulationsfehler der ZHR von nur <10% auch tatsächlich eingetreten. Der Ausbruch von 2022 soll am 19.11. um 07:00 – 07:20 MEZ zu beobachten sein. Die Zeiten können hier um bis zu 2 Stunden  abweichen. Als Besonderheit besteht hier auch eine dem Kometen „55P/Temple-Tuttle“ vorausgehende Staubspur, was in dieser Form eher selten beobachtet worden ist. Die aktuellsten Berechnungen liegen zwischen einer ZHR von 50+ bis 200+ und werden im „Meteor Shower Calendar“ der „Internationalen Meteor Organisation“ mit dem Kommentar „viele helle Meteore“ ergänzt.