KP Haupt als naturwissenschaftlicher Lehrer des Jahres 2007 ausgezeichnet

 ClubNews: PhysikClub - Leiter erhält Klaus - von - Klitzing - Preis 2007

Klaus von Klitzing Preisträger

 

Von Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing erhielt der Leiter des PhysikClubs den von der Universität Oldenburg und der RWE Stiftung ausgelobten mit 15.000 € dotierten Klaus-von-Klitzing-Preis 2007.

 

13.11.2007 - (idw) Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg

 

Oldenburg. Der Kasseler Mathematik- und Physiklehrer Klaus-Peter Haupt ist "Lehrer des Jahres für naturwissenschaftliche Fächer". Er erhält heute den mit 15.000 Euro dotierten Klaus-von-Klitzing-Preis, den die Universität Oldenburg und die EWE Stiftung in Kooperation zum dritten Mal vergeben. Der Namensgeber, Physik-Nobelpreisträger Prof. Dr. Klaus von Klitzing, überreicht um 17.00 Uhr die Auszeichnung vor rund 200 geladenen Gästen in der Aula des Alten Gymnasiums Oldenburg. Mit Klaus-Peter Haupt werde ein Lehrer ausgezeichnet, der mit nahezu unerschöpflicher Energie Jugendliche für Wissenschaft, Teamarbeit und selbstständiges, projektbezogenes Forschen zu begeistern versuche, so von Klitzing über den Preisträger. Der 54-jährige Haupt ist Lehrer an der Albert-Schweitzer-Schule in Kassel, Studiendirektor am Studienseminar für Gymnasien in Kassel sowie Gründer und Leiter des "PhysikClubs" der Kinder- und Jugendakademie Kassel.

 

Im "PhysikClub", der seit 2002 besteht, arbeiten derzeit 70 Schülerinnen und Schüler aus 17 nordhessischen Schulen in 26 physikalischen Projekten. Die individuelle Förderung durch eigenständige Lehr-Lernverfahren ist Haupts bevorzugte Arbeitsmethode: Die Schüler eignen sich selbstständig Wissen an, der Lehrer wird zum Lernberater und arbeitet auf gleicher Augenhöhe mit ihnen. Auch wenn Hochbegabte in Haupts "PhysikClub" besondere Unterstützung finden, geht es vor allem um Schüler, die ein besonderes Interesse und die Bereitschaft zum eigenständigen Arbeiten mitbringen. Von nationalen und internationalen Wettbewerben kehren "PhysikClub"-Schüler regelmäßig als Preisträger zurück. Haupt, der neben Physik und Mathematik auch Astrophysik und Philosophie unterrichtet, ist in der Lehreraus- und fortbildung tätig sowie Mitbegründer und Vorsitzender des Astronomischen Arbeitskreises Kassel e.V.. 2003 erhielt er den Ehrenbrief des Landes Hessen. In Zusammenarbeit mit der Universität Kassel, an der er einen Lehrauftrag hat, plant er derzeit die Gründung eines Schülerforschungszentrums.

 

Der Klaus-von-Klitzing-Preis trage dazu bei, die Leistungen von Lehrern zu würdigen und sie zu motivieren, sagte der Niedersächsische Minister für Wissenschaft und Kultur, Lutz Stratmann. Dies sei bei naturwissenschaftlichen Fächern besonders wichtig, da in Deutschland das Interesse bei mehr Schülern geweckt werden müsse. Viel zu wenig Abiturienten entschlössen sich, diese Fächer zu studieren. Dass die Universität Oldenburg die Initiative zu diesem Preis ergriffen habe, bestätige einmal mehr ihren hervorragenden Ruf auch als Lehrerausbildungsstätte.

 

Der Klaus-von-Klitzing-Preis geht auf eine Idee des Oldenburger Neurobiologen und Vizepräsidenten für Forschung, Prof. Dr. Reto Weiler, zurück. Er will damit die Bedeutung eines lebendigen naturwissenschaftlichen Unterrichts an deutschen Schulen unterstreichen. Nur so sei es möglich, erklärte Weiler auf der heutigen Pressekonferenz zur Preisverleihung, ein nachhaltiges Interesse an den Fächern Biologie, Chemie, Physik und Mathematik zu fördern, was für Wissenschaft und Gesellschaft gleichermaßen wichtig sei.

 

"Auf gut ausgebildete Naturwissenschaftler und Ingenieure kann nicht verzichtet werden, wenn Deutschland wettbewerbsfähig bleiben will", sagte Vorstandsmitglied Michael Wagener zum Engagement der EWE Stiftung. Mit dem Klaus-von-Klitzing-Preis wolle die Stiftung dazu beitragen, leistungsorientierten Nachwuchs für diesen Bereich zu entdecken und zu fördern. 

Die Universität Oldenburg und die EWE Stiftung kooperieren bei der Preisvergabe mit namhaften Förderern im Bildungsbereich: mit Jugend forscht, der Schülerolympiade des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Karl Heinz Beckurts-Stiftung. Diese reichen Vorschläge ein, aus der die Jury des Klaus-von-Klitzing-Preises einen Lehrer oder eine Lehrerin auswählt. 

Der Jury gehören neben von Klitzing, Weiler und dem Vorstandsvorsitzenden der EWE Stiftung, Dr. Werner Brinker, die Oldenburger WissenschaftlerInnen Prof. Dr. Ilka Parchmann, Dr. Falk Rieß und Prof. Dr. Jürgen Parisi sowie Christina Stahlberg (Karl Heinz Beckurts-Stiftung) und der Gymnasiallehrer Rolf Ulses an. 

Klaus von Klitzing, der die ersten Jahre seiner Schulzeit in Oldenburg verbrachte, entdeckte 1980 den so genannten Quanten-Hall-Effekt und beeinflusste damit die moderne Halbleiterentwicklung und die Präzisionsmesstechnik. 1985 erhielt er dafür den Nobelpreis für Physik. Heute ist von Klitzing Direktor des Max-Planck-Instituts für Festkörperforschung in Stuttgart und u.a. Jury-Mitglied des Deutschen Zukunftspreises sowie des Innovationspreises der deutschen Wirtschaft. 2006 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Universität Oldenburg verliehen.

 

 

 

 

 

Dankesrede von KP Haupt:

 

Sehr geehrter Herr Prof. v. Klitzing, sehr geehrter Herr Minister Stratmann, lieber Jonas, lieber Heiko, meine sehr verehrten Damen und Herren.

 

Es ist für mich heute eine große Ehre diese Auszeichnung aus der Hand eines Nobelpreisträgers entgegen zu nehmen, aber auch die lobenden Worte von euch, Jonas und Heiko, zu hören.

 

Ich nehme diesen Preis sehr gerne entgegen, aber  dies tue ich stellvertretend für alle, die an unserem großen Erfolg beteiligt waren:

 

Das sind in erster Linie die vielen Schülerinnen und Schüler, die seit Jahren viele Stunden und manchmal viele Tage in der Woche mir mein Hobby ermöglichen…und spannende anspruchsvolle Experimente und Ideen entwickeln: Egoistisch gesagt: Ich habe durch sie so viele Erkenntnisse und Anregungen erhalten, so viele tolle Experimente erlebt, das  hätte ich allein nie schaffen wollen oder können.. Es ist für mich eine ganz große Freude, mit diesen jungen Menschen zusammenarbeiten zu dürfen.

 

Da sind aber auch die vielen Berater, Ehemalige, meist Studenten, Referendare und einige wenige Lehrer, die unsere Idee zu ihrer gemacht haben und begeistert die Umsetzung gestalten. Und wenn wir freitags oft um Mitternacht oder später aufhören, bin ich selten allein, oft sitzen viele Berater zusammen, diskutieren und können, wenn nötig, den Teams, die so lange arbeiten, Unterstützung geben.

 

Da sind aber auch die Kolleginnen und die Kollegen in Schulleitung,  Schulamt und Universität, die die Idee unserer Arbeit verstehen,  uns den Rücken frei halten und mit viel Einsatz geholfen haben, dass das große Schülerforschungszentrum vor der Umsetzung steht.

 

Ohne alle diese Menschen aus allen Bereichen und Altersstufen wäre der PhysikClub nichts und sie alle haben ihren Anteil an unserem gemeinsamen großen Erfolg!

 

Als ich vor fast 6 Jahren den PhysikClub gegründet habe, war mir nicht klar, dass daraus mal so etwas wie eine Lebensaufgabe oder ein Lebenswerk werden wird. Ich machte Werbung in den Klassen unserer Schule, obwohl damals schon das Angebot über die Kinder- und Jugendakademie für alle nordhessischen Schulen geöffnet war, und wurde ausgelacht... Als Leiter einer Film- AG, die mehrere Spielfilme gedreht hatte, war man sicher Verrücktes von mir gewohnt, jetzt aber ausgerechnet am Freitag Nachmittag eine Schulveranstaltung, und dann auch noch Physik…das sprengte wohl die Toleranz aller Klassen…

 

Mike und Heiko überredeten mich 2003 zur Betreuung ihrer JuFo Arbeit, die aus einem unserer Projekte entstehen sollte. Skeptisch (ich wollte Physik machen und keinen Wettbewerb) willigte ich ein, sie wurden Landessieger und erhielten einen Sonderpreis auf Bundesebene…und ich wurde zu einem JuFo Fan, denn wenn sich ein Team entschließt ihre Arbeit bei Jugend forscht  einzureichen, dann gewinnen alle Teammitglieder einen unbezahlbaren Schatz an Erfahrung, Anregung und Rückmeldung, die ihr berufliches Leben im positiven Sinn sehr verändern wird.

 

Inzwischen haben wir viele JuFo Teams, viel Erfolg…aber jeder Jugendliche, der bei uns mit machen will, kann dies tun…die Teilnahme an Wettbewerben  wird unterstützt, steht aber nicht im primären Fokus unserer Arbeit. Oft kommen unsere Teilnehmer als 13 oder 14-jährige zu uns, lernen eigenständige Arbeit und nähern sich auf selbstbestimmte Weise der Physik und anderen Naturwissenschaften an. Es ist faszinierend, wie aus einem eher forschenden, spielerisch Lernen ein intensives Arbeiten an einem mehrjährigen echten Forschungsprojekt wird.

 

Mich hat in den letzten Jahren auch bewegt, dass Privatpersonen, Firmen und Stiftungen uns mit Geld und Material versorgen, kein Projekt musste bisher aus finanziellen Gründen reduziert oder gar abgeblasen werden.  Uns so wird das Preisgeld des Klaus von Klitzing Preises auch unsere weitere Arbeit ermöglichen und lange Zeit unterstützen.

 

Von Anfang an war mir klar, dass der PhysikClub kein zusätzlicher Physikunterricht sein darf. Das vormittägliche fremdbestimmte Zappen durch Themen und Inhalte aller Fächer, das Abnehmen der Verantwortung für die Gestaltung des eigenen Lernprozesses und eine von Fachsystematik und Lehrerdenken bestimmte Vorgehensweise…all das hat bisher und wird auch nie eine Rolle im PhysikClub spielen.

 

Die Themenbereiche werden gemeinsam mit den Teams abgesteckt, die Fragen und Probleme erkennen und formulieren die Teams, eigentlich im Sinne von Wagenschein, selbst. Das notwendige Wissen konstruieren sich die Schülerinnen und Schüler nach ihren eigenen Vorgehensweisen, jedes Team legt die Schwierigkeit ihrer Fragen und Lösungsstrategien selbst fest. Und alle lernen viel und nachhaltig und entwickeln wichtige Kompetenzen!

 

Natürlich sind wir auch, sofern es überhaupt bei den anspruchsvollen Aufgaben noch geht, Fachberater. Aber in erster Linie beraten wir bei Strategien, Motivationsproblemen und der Entwicklung nichtfachlicher Kompetenzen. Viele Medien vermitteln einen eher oberflächlichen Zugang zu Naturwissenschaften, tieferes Verständnis ist oft nicht nur unmöglich sondern letztlich unerwünscht.  Ständig wechselnde Eindrücke, spotartige Hinweise auf Erkenntnisse, nur nicht viel hinterfragen, nur keine Zeit lassen…so präsentiert sich unsere Gesellschaft oft den Heranwachsenden, besonders wenn es um naturwissenschaftliches und technisches Verständnis geht..  Im Studium der Naturwissenschaften und im späteren Beruf zählen aber andere Dinge. Wo sonst, außer im PhysikClub oder anderen Schülerforschungszentren, können Jugendliche über Jahre hinweg sich an einem Thema messen, Selbstkompetenz entwickeln und Durchhaltevermögen und Ausdauer als etwas Positives erleben.

 

Solche Erfahrungen auf dem Gebiet der Naturwissenschaften machen zu können, das ist wohl einer  der  Aufgaben im PhysikClub. Hochbegabten eine Möglichkeiten zu geben, Arbeitstechniken zu entwickeln und Grenzen zu überschreiten und es allen Interessierten  zu ermöglichen, ihre Begabungen aus zu schärfen und zu erweitern, kommt da natürlich noch als wichtige Breitenwirkung unserer Arbeit hinzu.

 

Ein Stück weit haben wir uns eine Schule erschaffen, von der viele nur träumen, Lehrer und Schüler als gleichberechtigte Partner, auf gleicher Augenhöhe, gemeinsam lernend und ihren Horizont erweiternd… ich weiß aus eigener Erfahrung, dass so etwas auch im Schulalltag geht und möglich ist.

 

Vielleicht gelingt es uns durch unsere Arbeit  zu zeigen, wie Schule einmal möglich sein könnte, wenn Schülerinnen und Schüler als Partner der Lehrer,  angeleitet, aber eigenverantwortlich ihr Wissen und ihre Fähigkeiten aufbauen und erweitern.

 

Dank der tollen Menschen, die im PhysikClub sind und mitarbeiten konnte ich diesen Traum real werden lassen. Ich danke allen dafür.